Öffentliche Manöverkritik

An dieser Stelle hätte eigentlich ein toller Bericht zur Aktion »Entspannt helfen« vom Dienstag stehen sollen. Stattdessen möchten wir mit euch gemeinsam den Ursachen für den Misserfolg auf den Grund gehen.

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»Heute war ein Scheisstag, liebes Tagebuch. Ich wollte doch nur Leute auf den Elbwiesen für einen guten Zweck massieren und den Erlös den Dresdner MediClowns spenden. Aber es war ein echter Griff ins Klo und ich muss nun erst mal den Frust loswerden…«

Ich weiß nicht, ob Tilo Tagebuch schreibt. Aber wenn, dann könnte der Eintrag vom Dienstag in etwa so ausgesehen haben. Wenn man schon einen Blog wie diesen betreibt, dann kann man ihn doch aber auch dafür nutzen, sich den Frust ein wenig von der Seele zu schreiben, oder? Vielleicht wäre es pädagogisch sinnvoller, wenn Tilo es selbst schreiben würde. Als Tilos »rechte Hand« in Bezug auf seine Marketingaktivitäten, trifft mich ein Misserfolg aber auch. Sogar deutlich mehr, als es wohl bei den meisten anderen Kunden der Fall wäre. Denn Tilo ist für mich nicht einfach nur ein Kunde, sondern mittlerweile ein sehr guter und enger Freund geworden. Aus diesem Grund schreibe also ich diesen Beitrag und verwende stattdessen stellenweise die Wir-Form. Möge sich der Spruch »Geteiltes Leid ist halbes Leid« bewahrheiten.

Die Vorgeschichte

Hier mache ich es mir einfach und verweise praktischerweise auf den Beitrag Entspannt helfen. Oder in einem Satz: Eine mobile Massageliege auf den Dresdner Elbwiesen, zehn Minuten Massage pro Gast, ein kleiner Obolus und der Erlös des Ganzen als Spende an die Dresdner MediClowns.

Mit dieser Idee ist Tilo seit seinem Erlebnis mit dem kleinen Levi und meiner spontanen Grundidee zur Elbwiesen-Aktion schwanger durch die Gegend gelaufen. Wir haben die Idee im Vorfeld im Freundes-, Familien- und Kollegenkreis vorgestellt und extrem positive Reaktionen darauf bekommen. Die Aktion sollte einerseits einen etwas spontanen Charakter haben, andererseits war aber auch klar, dass das Wetter und Tilos Terminkalender mitspielen mussten.

Nicht zuletzt musste auch geklärt werden, ob nicht etwa von behördlicher Seite etwas gegen das Vorhaben spricht. Erwartungsgemäß lagen wir damit richtig und es musste eine entsprechende Genehmigung eingeholt werden. Auch der Ort des Geschehens war damit leider vorgegeben. Spontan an einem Abschnitt der Elbwiesen aufzuschlagen, an dem sich deutlich mehr Menschen tummeln, war also somit passé. Nun gut, auch der Wiesenabschnitt unterhalb des Elbseglers wird ja eigentlich von vielen genutzt.

Montag

Am Montag war es schließlich soweit. Das Wetter und Tilos Terminkalender gaben grünes Licht dafür, das Vorhaben am Dienstag umzusetzen. Schnell entstand der Blogbeitrag Entspannt helfen und die Aktion wurde auf Facebook und Twitter publik gemacht. Ganz bewusst haben wir dabei von einem Experiment gesprochen. Wohlwissend, dass sich in keinster Weise einschätzen ließ, wie die Reaktionen darauf ausfallen würden. Die Zugriffe auf den Blogartikel stiegen, der Facebook-Beitrag wurde mehr und mehr geteilt und auch bei Twitter gab es reichlich Unterstützung in Form von Re-Tweets (was dem Teilen eines Beitrages bei Facebook entspricht). Tilos Angst, am nächsten Tag womöglich allein auf der Wiese zu stehen, verschwand immer mehr. Verständlich, bei so viel Zuspruch von allen Seiten.

Dienstag

Erneutes Trommeln in den sozialen Netzwerken. Die Aktion wurde auf Facebook als Veranstaltung erstellt und Freunde eingeladen. Dresdner Neueste Nachrichten, Sächsische Zeitung, MDR Sachsen Reporter und Radio Dresden verbreiteten die Information via Facebook und Twitter. Ebenso das Aktionsbündnis »Dresden für Alle«, das Magazin »LoveDresden« und unzählige Privatpersonen. Und bei unserem lieben Tilo wich die anfängliche Angst inzwischen nun fast schon einer kleinen Euphorie. Wen wundert es?

Gegen 16:00 Uhr schlug Tilo dann wie geplant unterhalb des Elbseglers auf und baute einen kleinen Pavillon auf; erweitert um zwei Plakate im A2-Format und Luftballons. Die Massageliege darunter und die rote Clownsnase im Gesicht. Nun hätte es losgehen können. Was ist passiert? Um es kurz zu machen: Nichts.

Sprüche

Wie es den restlichen Abend in Tilo aussah, kann ich mir nur zu gut vorstellen. Denn auch bei mir war die Stimmung am Boden. Auf dem Handy trudelten einsilbige Nachrichten ein. Irgendwann fiel mir noch ein Spruch ein:

Verlierer hören auf, wenn sie scheitern. Gewinner scheitern, bis sie Erfolg haben.

Eigentlich sehr treffend. Aber in manchen Situationen, helfen einem solch schlauen Worte exakt… nichts! Die Enttäuschung ist einfach zu groß und der angestaute Frust wird dadurch eher noch größer. In meinem Büro steht unter anderem ein Spruch von Thomas Alva Edison, dem Erfinder der Glühlampe:

Erfolg ist ein Gesetz der Serie und Misserfolge sind Zwischenergebnisse. Wer weitermacht, kann gar nicht verhindern, dass er irgendwann auch Erfolgt hat.

Ich liebe diesen Spruch. Er gibt immer wieder Hoffnung und relativiert ganz charmant, wenn sich ein erwarteter Erfolg nicht eingestellt hat. Aber es hilft alles nichts. Wenn der Frustpegel ein gewisses Maß erreicht hat und das Beißholz schon durchgekaut ist, dann will ich eben auch sauer, wütend oder enttäuscht sein. In solchen Situationen kann sich der liebe Thomas Alva seinen Spruch mitsamt der Glühbirne irgendwo hinschieben, wo es wirklich dunkel ist. Und so ging es Tilo an diesem Dienstagabend wohl auch.

We proudly present…

Wir präsentieren also hiermit: Die Chronik des Scheiterns. Die Anleitung für den Griff ins Klo. Die Bestätigung für Mitbewerber, dass es eine Schnapsidee war. Das Fäustchen, in das sich jeder lachen kann, der Spaß daran findet. Häme und Schelte bitte an pr@tiloweidig.de. In bester PR-Manier werde ich den Misserfolg dann als Erfolg verkaufen…

Fehlersuche

OK, Schluss mit Sarkasmus, Zynismus und Selbstmitleid! Dieser Beitrag heißt »Öffentliche Manöverkritik« und deshalb soll es auch darum gehen, die Fehler aufzudecken. Tilo und ich haben zwischenzeitlich eine ganze Reihe an Punkten gefunden, von denen wir glauben, dass sie ihren Teil zur Situation beigetragen haben. Manche Stellschrauben lassen sich beeinflussen: Der zeitliche Vorlauf, die Ferienzeit, der Wochentag, die Uhrzeit, der Ort des Geschehens, ein auffälligerer Pavillon, Helfer oder Partner vor Ort. Bei anderen Punkten sind wir machtlos, zum Beispiel bei behördlichen Vorgaben oder beim Wetter.

Eine weitere Kategorie betrifft hingegen Faktoren, zu denen wir gerne eure Meinung hören würden. Funktioniert eine solche Aktion in Dresden womöglich generell nur sehr schlecht? Wenn ja, warum? Ist eine solche Aktion zu unkonventionell? Welchen Ort, welche Zeit würdet ihr für eine solche Aktion für passend halten? Welche Verbesserungsvorschläge habt ihr für uns?

Sagt uns bitte eure Meinung!

Erfahrungsgemäß wird die Kommentarfunktion in diesem Blog leider (noch) nicht genutzt – obwohl das völlig unkompliziert möglich ist. Mit einem Facebook- oder Twitter-Account kann hier sofort losgelegt werden. Aber auch ohne eines dieser Netzwerke zu nutzen, könnt ihr ohne Anmeldung ganz einfach Kommentare unter diesem Artikel hinterlassen. Wir würden uns riesig freuen, in diesem speziellen Fall natürlich ganz besonders, wenn ihr davon Gebrauch macht. So lässt es sich gemeinsam und miteinander an einer zentralen Stelle diskutieren: In diesem Blog.

Allen anderen, die auf Facebook, Twitter oder per E-Mail Kommentare und ihre Meinung hinterlassen möchten, antworten wir natürlich auch an der jeweiligen Stelle. Deutlich praktischer wäre es aber hier, unterhalb dieses Artikels.

Die Tränen sind getrocknet und der größte Frust und Ärger ist mittlerweile verflogen. Wir freuen uns nun also umso mehr auf Eure Meinungen!

Und wenn es nur ein paar aufbauende Worte sind, kenne ich jemanden, der sich auch darüber richtig freut…