Alles im Griff! Effleurage & Co.

Walkungen, Knetungen, Friktionen – Begriffe die man immer wieder mal im Zusammenhang mit Massagen hört oder liest. Dieser Artikel erklärt, was sich hinter diesen und anderen Bezeichnungen verbirgt.

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Wenn es um Massagen geht, ist auch immer wieder mal von bestimmten Massagegriffen die Rede. Auch bei Tilos Massageangeboten oder bei den neuen Massagekursen für Paare kommen stellenweise spezielle Griffe und Techniken zur Sprache. In einem Massagekurs lernt ihr die einzelnen Griffe natürlich auch praktisch kennen. Für alle anderen versuche ich mit diesem Beitrag etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Zunächst einmal gilt es zu unterscheiden, von welcher Art der Massage überhaupt die Rede ist. Denn natürlich hat sich im Laufe der Jahrhunderte rund um den Globus eine kaum überschaubare Anzahl verschiedener Massagen entwickelt und in unterschiedlichsten Abwandlungen auch weiterentwickelt. So haben die meisten sicher schon von der Hot-Stone-Massage gehört (bei Tilo ist diese in der Massage Virtuos enthalten). Vielen ist auch die die Shiatsu-Massage (in Tilos »Fernost-Paket« enthalten) oder die Lomi-Lomi-Nui ein Begriff.

Je nach Massage und deren Herkunft gibt es daher verständlicherweise auch ganz eigene Techniken, Griffe und Bezeichnungen. Hier und jetzt soll es aber um die Klassische Massage gehen. Hin und wieder gibt es etwas Verwirrung, weil auch von der Schwedischen Massage gesprochen wird. Gemeint ist aber immer ein- und dieselbe Massage. Zu ihrer Entstehung findet ihr in diesem Blogartikel übrigens noch weitere interessante Informationen.

Die Massagegriffe

Von Paré initiiert, von Ling etabliert und vom Berliner Orthopäden Prof. Dr. Alfred Hoffa verfeinert und weiter verbreitet, basiert die klassische Massage auf fünf Massagegriffen – mit wohlklingenden französischen Bezeichnungen:

Effleurage

(Streichung – von frz. effleurer: streifen, flüchtig berühren). Die Streichung gehört vermutlich zu den angenehmsten und entspannendsten Handgriffen. Zugleich ist es aber der Handgriff, der am wenigsten als eigentlicher Massagegriff wahrgenommen werden sollte. Mit Hilfe dieses Griffes wird einerseits das Öl auf dem Körper verteilt, andererseits spürt man die streichenden Bewegungen auch immer dann, wenn der Masseur die Position wechselt und von einem zum anderen Griff wechselt. Die Effleurage ist sozusagen ein behutsamer »Zwischengriff«, der als kurze Erholungspause zwischen zwei stärkeren Griffen dient. Sofern ihr nicht ohnehin schon komplett weggedöst seid, achtet bei eurer nächsten Massage doch mal darauf. Die Qualität eines guten Masseurs wird unter anderem nämlich auch dadurch deutlich, wie er die verschiedenen Massagegriffe während einer Behandlung miteinander verbindet. Krasse Wechsel und Unterbrechungen stören den Fluss einer Massage spürbar. Die Kunst besteht darin, die Effleurage so in die Massageprozedur einzubinden, dass sie im Optimalfall gar nicht als eigener Griff wahrgenommen wird.

Petrissage

(Knetung, Walkung – von frz. pétrir: kneten, durchkneten). Die Petrissage dürfte rein »optisch« wohl der bekannteste Griff sein. Es ist der Griff, den man sich im Allgemeinen sicher auch am meisten abschaut um ihn für die Massage zuhause einzusetzen. Die Abläufe der Petrissage erinnern oftmals an die Arbeit eines Bäckers mit seinem Teig – je nach Bäcker mehr oder weniger zärtlich. Für gewöhnlich wird die Petrissage mit Knetung und Walkung übersetzt. Je nachdem wie und an welcher Körperstelle dieser Massagegriff eingesetzt wird, hat er allerdings völlig unterschiedliche Wirkungen. Das kleine Wörtchen und ist hier daher wirklich wörtlich zu nehmen. Denn in der Tat besteht die Petrissage aus zwei unterschiedlichen Massagetechniken. Bei der Knetung wird der Massagebereich angehoben und dann durch Daumen und Finger bearbeitet. Die Wirkung auf die Muskulatur wird also durch die Hände des Masseurs hervorgerufen. Bei der Walkung geschieht dies hingegen durch den Druck auf die Haut und die Muskeln, die dabei gegen andere Muskelstränge, die darunter liegenden Knochen oder Sehnen gewalkt werden. Beide Massagetechniken der Petrissage sind hervorragend dazu geeignet, Verspannungen zu lösen und die Durchblutung zu verbessern.

Friktion

(Reibung – von frz. friction: Reibung). Bei diesem Griff üben die Fingerspitzen oder die Handballen in einem recht kleinen Radius Druck auf die Muskeln aus. Durch kreisende und reibende Bewegungen auf der Haut können auf diese Weise Verspannungen und Verhärtungen gelöst werden. Gleichzeitig entsteht bei der Friktion Wärme auf der Haut, die als sehr angenehm empfunden wird und zudem die Durchblutung an den entsprechenden Körperregionen anregt. Je nach Region wird der Druck dieses Massangriffs im Laufe einer Massage leicht gesteigert. Auch durch diesen Griff können Verspannungen und Verhärtungen gelöst werden.

Vibration

(Erschütterung – von frz. vibration: Zittern, Schwingung). Die Vibrationen dieses Massagegriffs werden durch Muskelzittern erzeugt. Hierfür legt der Masseur die Fingerspitzen oder die flache Hand auf die entsprechende Körperstelle und erzeugt durch entsprechende Kontraktionen das Zittern der Muskeln. Im Gegensatz zu den drei vorgenannten Griffen findet diese Massagetechnik nicht nur bei Wellness-Massagen sondern auch bei Sportmassagen Anwendung. Achtet mal beim nächsten Fußballspiel im Fernsehen darauf: Insbesondere in den kleinen Verschnaufpausen vor der Verlängerung und vor dem Elfmeterschießen versuchen die Mannschaftsärzte und Physiotherapeuten meist noch mal auf die Schnelle, die Beine und Waden der Spieler zu lockern. Fast ausnahmslos kommt hierfür die Massagetechnik der Vibration zum Einsatz. Eine besonders intensive Vibration kann dabei tatsächlich wahre Wunder wirken. Bei richtiger Anwendung dieser Technik können sich die Muskeln erstaunlich schnell regenerieren; zudem hat die Vibrationstechnik einen überaus krampflösenden Effekt.

Tapotement

(Klopfung – von frz. tapoter: gegen etwas klopfen, tätscheln). Somit sind wir nun beim fünften und letzten klassischen Massegriff angelangt, der Klopfung. Bei dieser Technik werden schlagende Bewegungen ausgeführt. Je nach Körperstelle und gewünschter Intensität entscheidet der Masseur, ob er hierfür die Hand, die Handkante oder die Finger einsetzt. Dementsprechend haben die unterschiedlichen Varianten dieser Technik nochmals eigene Bezeichnungen. Hierbei haben sich allerdings dann die englischsprachigen Begriffe durchgesetzt. Es wäre geradezu eine prädestinierte Millionenfrage für Wer wird Millionär? – Trommelwirbel…


In welchem Zusammenhang ist von Beating, Cupping, Hacking, Slapping und Tapping die Rede?

A: DJ-Techniken zum Mixen von Musik
B: Axtschläge beim Holzfällen
C: Szenen aus »Shades of Grey«
D: Unterarten eines Massagegriffes


Wer also mal Günther Jauch bei dieser Millionenfrage gegenübersitzt und die richtige Antwort gibt, möge sich bitte an diesen Blogartikel und dessen Autor erinnern…

Da das Tapotement überwiegend als stimulierende Massagetechnik dient (das Nervensystem wird hierbei gewissermaßen »aufgeweckt«), wendet Tilo diese Technik so gut wie nie an. Bei Wellness-Massagen, die in erster Linie natürlich einen Entspannungseffekt haben sollen, wäre diese Technik fehl am Platz. Klopfungen auf dem Körper (wo und auf welche Weise auch immer) bringen zwangsläufig eine gewisse Unruhe in den Ablauf einer Massage – und dies ist nun eigentlich das Letzte, was man während einer reinen Entspannungsmassage gebrauchen kann. Für Sportmassagen, insbesondere im Bereich der Waden- und Oberschenkelmuskulatur, sind diese Griffe und Techniken hingegen hervorragend geeignet.

Wie zu Beginn bereits angesprochen: Bei den vorgestellten Massagegriffen handelt es sich um die klassischen Griffe der Klassischen Massage (auch Schwedische Massage genannt). Wie jeder Maler, jeder Schreiner und jeder Friseur seine eigene »Handschrift« entwickelt, wird sich auch jeder Massagegriff bei jedem Masseur ein klein wenig anders anfühlen. Hinzu kommt, dass es eine Vielzahl anderer Massagen gibt, aus denen sich wiederum ganz eigene Griffe und Techniken entwickelt haben. Es wird aber auch deutlich, dass Massieren weit mehr ist, als nur irgendwie ein wenig über den Rücken zu streichen. Für welche Körperstellen welche Massagegriffe optimal geeignet sind, verrät Tilo übrigens auch in seinen Massagekursen für Paare. Die dort erlernten Griffe und Techniken könnt ihr dabei direkt an eurem Partner anwenden.

Nochmals zu der Millionenfrage bei Günther Jauch: Ich bin wirklich genügsam, was die Provision anbelangt, wirklich! ;-)